Hallo!
Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Minimalismus, und da das auch im aktuellen Knauserer ein Thema ist, würde ich gerne noch ein paar Gedanken dazu loswerden.
Minimalist ist jemand, der weniger als 100 Dinge besitzt und Musik, Bilder und Bücher auf dem iPad mit sich rumschleppt. Diesen Eindruck mag man gewinnen, wenn man das erst mal auf das Thema trifft. Denn die Anzahl der Besitztümer ist eine schön plakative Kennzahl, die gerne von den Medien aufgegriffen wird. Extrembeispiele wie Kelly Sutton tun ihr übriges dazu.
Wenn man sich etwas intensiver mit Minimalismus beschäftigt, zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild. Ein wirklich klar abgegrenzte Definition von Minimalismus gibt es nicht, und schon gar nicht eine bestimmt Höchstanzahl an Gegenständen, die einen zum Minimalisten machen. Ein Grundgedanke ist jedoch immer da:
Unnötiges loswerden, und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Das gilt sowohl für Gegenstände, als auch für Freizeiten und sogar Beziehungen. Warum das Ganze? Gegenstände z.B. kosten Geld, sie benötigen Zeit (Anschaffung, Pflege) und Platz, doch oft stehen weder genug Geld noch Zeit oder Platz zur Verfügung. Um diese eigenen Ressourcen zu schonen ist es eigentlich nur logisch sie nicht für eigentlich Unnötiges zu verschwenden. Das loslassen von Unnötigen hat dabei einige Vorteile:
- Ich brauche weniger Geld. Dadurch kann ich mir für wichtige Dinge auch etwas teureres, hochwertiges kaufen. Vielleicht kann ich es mir sogar leisten weniger arbeiten zu müssen.
- Ich habe mehr Zeit. Ich muss weder Geld für unnötige Gegenstände noch die Gegenstände selbst heranschaffen, ich muss mich nicht mit Beziehungen und Aktivitäten rumschlagen, die mir nicht viel bedeuten
- Ich habe mehr Platz/ich benötige weniger Platz. Das wiederum spart Geld, oder ich kann mir vielleicht eine kleinere, aber teurere Wohnung in einer schönen Lage leisten.
So weit zur Theorie. Aber wie sieht das praktisch aus? Tech Nomads wie Kelly Sutton setzen stark auf Digitalisierung. Der offensichtliche Vorteil ist klar: Die CDs, Bücher und Bilder nehmen keinen Platz mehr in der Wohnung ein, sondern sind auf Rechner, externer Festplatte oder der Cloud gespeichert. Aber ist das allein schon minimalistisch (abgesehen von Risiken bei Datenschutz und Datensicherheit)?
500 Stunden Musik in iTunes wollen auch gehört werden, eBooks gibt es nicht umsonst (oder man hat hunderte, eben weil es sie gerade umsonst gab) und auch die tausenden von Bildern auf der Festplatte wollen organisiert und durchforstet werden.
Ja, auch ich habe meine CDs komplett in iTunes übertragen und sie dann verkauft. Allerdings wurden aus ca. 500h Musik auf CD gerade mal 200h Musik auf dem Rechner. Der große Vorteil für mich war: Ich konnte einzelne Songs, die mir nicht gefallen haben einfach löschen und ordentlich entrümpeln. Die ohnehin kaputte Stereoanlage flog gleich mit raus, von dem Geld für die CDs habe ich mir u.a. ein schickes, schlankes Soundsystem für den PC gekauft. Neue Musik kaufe ich mir jetzt deutlich weniger als früher, dafür aber viel gezielter und mit mehr Freude.
Natürlich gibt es noch viel mehr Aspekte, an die man minimalistisch herangehen kann. Mir macht es viel Spaß, das auszuprobieren...
Grüße
Jens-Peter
P.S.: Um nochmal eine Lanze für die Amis zu brechen, für mich sehr interessant und inspirierend sind z.B. The Minimalists: [
www.theminimalists.com]