* Aus gegebenem Anlass: das Problem Food Coop - warum sich die "Wirtschaft"
mit den Alternativen gar so schwer tut
Vielleicht geht es euch wie mir - vielleicht sogar sicher - richtig ernstgenommen
fühlt man sich als Konsument nicht - vor allem wenn man sich erdreistet ein mündiger
Konsument zu sein.
Besonders negativ aufgefallen ist mir in letzter Zeit zB die in Sachen Nachhaltigkeit
schon fast hyperaktive Firma Hofer. Was leisten sie nicht alles in Sachen Klimaschutz:
[
www.projekt2020.at].
Da ist mir dann der Berg an Plastik, den man vor allem dann produziert, wenn man
bei Hofer einkauft, dann besonders warm aufgestoßen. Ich habe also alles brav zu
Hause ausgepackt, aufeinandergestapelt, fotografiert und den Klimaschützern der Firma
Hofer geschickt.
Das Ergebnis war ein pullitzerpreisverdächtiges Antwortschreiben, das ich vor lauter
heißer Luft als Föhn verwenden könnte.
(Anm. d. Red.: wen das Schreiben interessiert - ich schicke es gerne auf Anfrage zu!)
Wir ahnen es alle, dass Nachhaltigkeit als PR-Gag ganz gut ist, Gewinn aber immer
noch wichtiger ist. Mit einer gut besetzten Marketingabteilung lässt sich jede Schand-
tat als Anstrengung in die richtige Richtung umdeuteln.
Aber komm jetzt ja nicht auf die Idee die Mündigkeit des Konsumenten bei sich selbst
zu suchen. Gott steh mir bei! Wie schwer sich die Wirtschaft mit solch renitenten
Geschöpfen tut, die nicht nur nachfragen, sondern eventuell sogar aktiv ansetzen, um
die Situation des Konsumenten zu verbesser, möchte ich heute teils anekdotisch,
teils Medienberichten folgend expemplarisch auflisten.
DAS PLASTIKMÜLLBERGL
Mangels Alternative geht man halt doch in de Supermarkt und damit auch in das
Paradies der Extremverpacker.Neulich ging sogar das Bild einer geschälten und dann
in Plastik verpackten Banane in den sozialen Medien die Runde, oder geschälte und
wiederverpackte Eier.
(http://welteninwelten.blogspot.co.at/2012/09/food-fetish-26-geschalte-bananen-in.html)
Wenn ich ganz rauflustig bin und das bin ich öfter, dann biege ich neben der Kassa
ab, packe alles aus, was unnötig verpackt ist und stopfe es in ihren Mülleimer.
Rauflustig deshalb, weil mit schöner Regelmäßigkeit dann die Frage von Verkäuferinnen
und Geschäftsleitern kommt, was ich da mache.
Ich erkläre dann meistens, dass ich mangels Versorgungsalternativen doch den
Supermarkt besuchen muss und ich nicht willens bin, so viel Plastik bei mir daheim
zu entsorgen.
Mit meiner Aktion möchte ich auf das Personal einwirken, dass sie auf dieses
Zuviel an Verpackung aufmerksam werden und dieses Negativfeedback nach oben
weitergeben.
Meistens wird es jetzt laut und ungehalten, weil "was wäre, wenn das jeder täte".
Auf die Antwort: "Das wäre mein Wunschtraum." kann es schon mal Hausverbot
geben.
Gut man möge einwenden, man sollte nicht im Supermarkt einkaufen. Der Plastikmüll
gehört vermieden. Alles richtig! Also sucht man nach Alternativen, findet sie und schon
geht der Ärger weiter ....
DAS FOOD COOP PROBLEM
Ohne Plastik, gute ehrliche Ware direkt vom Bauern des Vertrauens zu leistbaren
Preisen. Was in den Ohren von Konsumenten nach Musik klingt, was direktvermark-
tende Bauern in Verzückung versetzt, bringt die österreichischen Lebensmittelmono-
polisten (anders möchte ich die drei Riesen, die sich über 80 % des Umsatzes gar
nicht bezeichnet wissen) auf die Palme.
Die WKO klagt in Oberösterreich die Food Coops nun auf unlauteren Wettbewerb, weil wo
kämen wir da hin, wenn dem Konsumenten plötzlich einfiele, er würde nicht mehr
beim Supermarkt kaufen, sondern direkt beim Erzeuger.
Die Argumentationen bitte immer auf dem Hintergrund lesen, dass seit Jahrzehnten
die unabhängigen Lokalversorger ausgestorben wurden und durch Kaufleute ersetzt
wurden, die direkt oder indirekt am Gängelband der Großen hängen.
Das Thema ist ärgerlich und beschämend, wer sich ein genaueres Bild verschaffen
möchte, dem habe ich entsprechende Links zusammengestellt.
[
www.meinbezirk.at]
[
www.meinbezirk.at]
[
www.wko.at]
[
www.fischundfleisch.com]
Fakt ist, dass sich die Wirtschaft an den Alleingängen der Konsumenten stößt
und sie mit aller Macht und gesetzlicher Härte zur Räson zwingen möchte,. Da werden
Gewinnabsichten unterstellt und man lässt mal die Hose runter, was man von Direkt-
vermarktung wirklich hält.
Wenn es am Samstag vormittag, putzig zusammengestellt auf öffentlichen Plätzen
einen Bauernmarkt gibt, ist das OK - die zeitlich und räumliche Beschränktheit kann
nie und nimmer zur Konkurrenz erwachsen. Wo aber nur der Windhauch einer Gefahr
erwächst, wird gleich mit ganz harten Bandagen gekämpt
Ein Einzelfall? Und man könnte ja .... irgendwie .... doch .... Recht .... geben.
Es geht munter weiter:
DER HILFSBEREITE ALS VERBRECHER
Vielleicht wäre mir die Sache nur halb so warm aufgestoßen, wäre ich nicht ein mündiger
Konsument der ersten Reihe mit meinem Repair Cafe.
Auch so eine Sache - zuerst produziert man - mitunter mit gewollten Mängeln/ auch
Obsoleszenz genannt - dann repariert man nicht, sondern rät zum Neukauf.
Wenn dann jemand hergeht und selbstorgansiert gar ein Repair Cafe anzettelt, dann könnte
es passieren, dass man von Innungsgranden als "Verbrecher" beschimpft wird.
Lösungen in Form guter Ware und leistbarer Reparatur - die gibt es in Zukunft weiterhin
bei der Firma Godot, Samuel-Beckett-Street. Oder man entscheidet sich dafür, den
Kopf hinzuhalten und es auszuhalten - und sich dabei zu fragen, warum das Recht dem
Recht gibt, der Unrechtes tut.
Mündiger Konsum wird mehr und mehr zum Spießrutenlaufen, schlimmstenfalls aber
zum Kriminaldelikt. Mündiger Konsum braucht mehr als nur Willen, es braucht Mut.
Den Mut verkrustete Strukturen anzugehen und Diskussionen anzuleiern.
Ich denke diesen Mut haben wir!
Diskutieren wir weiter?