Meine Schwägerin kommt aus einer Landwirtsfamilie, ist auf dem Bauernhof groß geworden.
Wir haben uns häufig über das Leben dort unterhalten und eins sag ich vorweg - man stellt es sich oftmals romantischer vor als es eigentlich ist.
Landwirt zu heißt eben nicht mit dem Krähen des Hahns gemütlich aufzustehn, zu frühstücken und dann ab raus bei strahlendem Sonnenschein die Ernte einfahren, zwischendurch Brotzeit am eigenen Teich und um 6 Feierabend...
Nein, einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen bedeutet Knochenarbeit, wenig Schlaf - vor allem während der Erntezeit - man muss viel zurückstecken mit dem Privatleben, ein okayes Einkommen (wenn gewünscht) ist gerade in den ersten Jahren nicht garantiert.
Aber es lohnt sich, du hast mehr Freiheit, arbeitest für dich selbst, bist weitestgehend autark und spürst generell keinen gesellschaftlichen Druck mehr der dir ständig im Nacken sitzt und sagt 'du musst mehr leisten in kürzerer Zeit'.
Die größte Herausforderung ist deine fehlende Erfahrung.
An deiner Stelle würde ich mir ein Ziel setzen, zum Beispiel "In genau 3 Jahren kaufe ich einen Bauernhof auf und starte die Selbstversorgung" und arbeitest von nun an stetig darauf hin.
Im Detail bedeutet das dass du dir ein größeres finanzielles Polster ansparen solltest,(Fach-)Literatur zulegen und studieren, dich mit Erfahrenen austauschen etc.
Der ProAgrar Verlag zum Beispiel bringt einmal monatlich ein Paper heraus zu unterschiedlichen Themen, für dich interessant wäre da zum Beispiel
"Der Ackerbau-Profi" oder
"Der Bio-Landwirt".
Muss man bestellen und bekommt dies dann per Post zugesendet soweit ich weiß.
Kostet allerdings was, wurde aber auch von Experten geschrieben.
Link dazu häng ich an:
https://www.proagrar-verlag.de/shop/
Auch hat die Landwirtschaftskammer eine PDF zum Thema
"Existenzgründung in der Landwirtschaft und im Gartenbau" herausgebracht, sehr ausführlich:
https://www.landwirtschaftskammer.de/gartenbau/beratung/pdf/gruendunglandwirtschaft.pdf
Was ich dir noch empfehlen kann ist ein Buch aus den 50ern, du findest es unter dem Namen
"Der Jungbauer : Ein Lehr- u. Arbeitsbuch f. landwirtschaftl. Berufsschulen", herausgegeben vom Verband landwirtschaftlicher Berufsschullehrer Bayerns e.V..
Alter Schinken, jedoch äußerst lehrreich.
Landlive.de ist eine der größten Communitys für (junge) Landwirte, da solltest du auch mal vorbeischauen.
Ansonsten kannst du dich noch an lokale Verbände wenden.
Wie nun schon mehrmals erwähnt wurde würde ich nicht ohne ein gutes Startkapital beginnen, auch halte ich nicht viel davon wenn du dir Geld leihst, dann bist du ja doch wieder von jemandem abhängig bzw kommst in Not wenn das Geld nicht gleich so fliesst wie du es dir vorgestellt hast.
Zumal dann auch wieder der Sinn von "autark leben" verfehlt ist.