als soziologin fallen mir spontan folgende gründe ein, warum es heute in den industrieländern weniger kinder gibt als "früher"
a) schlicht und ergreifend: ein wertewandel (wie er laufend passiert)
b) die ausbildung verlängert sich ständig, daher verschiebt sich alles nach hinten: fixes einkommen, fixe wohnung usw. also positive faktoren für die umsetzung eines kinderwunsches -> vor allem in akademikerkreisen gibt es daher deutlich weniger kinder
c) die wirtschaft hängt immer noch am veralteten mann-ist-ernährer-modell, daher gibt es zu wenige attraktive arbeitgeber/jobs, die eine bessere vereinbarkeit von beruf und familie gewährleisten (stichwort teilzeit für alle)
d) in diesem zusammenhang steht auch das fehlen von genügend kinderbetreuungsplätzen (vor allem am land)
e) gleichzeitig hat aber hausfrau und mutter zu sein ein sehr niedriges prestige
f) schon überhaupt für männer, wenn sie haushalt und kinderbespaßung übernehmen (obwohl sich das langsam ändert, zum glück)
g) die zeit der vollbeschäftigung ist vorbei. wenn man sich von kurzanstellung zu kurzanstellung hantelt, und daher kein langfristiges stabiles einkommen hat, wie soll man da kinder durchfüttern?
h) es ist grade mode, maximal 2 kinder zu haben
i) es lastet heute ein großer sozialer druck auf eltern, alles richtig zu machen (diskussionen um die richtige erziehung zerteilen wohl gerade ganz österreich und deutschland), daher sinkt die lust, nachwuchs zu bekommen
j) "früher" (also vor der industrialisierung) war die kindersterblichkeit sehr hoch und für die versorgung im alter waren die kinder zuständig. dann wurde durch bessere hygiene und bessere ernährung die kindersterblichkeit ziemlich gering, aber die gesellschaft ist träge und daher wurden immer noch gleich viel kinder gemacht, ohne dass allzuviele davon wegstarben. erst zwei, drei generationen später begann die gesellschaft, sich dran anzupassen. heute ist sie vielleicht sogar über-angepasst.
k) kinderaufzucht ist heute äußerst anstrengend (aus teilw. schon genannten gründen), sie ist im historischen vergleich ungewöhnlich zeit- und arbeitsaufwändig. noch im 18. jahrhundert - 80% bauern/handwerker! - waren ammen, große geschwister, mägde für die kinder zuständig (fremde kinderbetreuung ist schließlich keine erfindung der neuzeit) und die erziehung nahm keinen besonderen stellenwert ein. das war nebensache, die mütter (bäurinnen) hatten auch meist zu viel arbeit, als dass sie sich groß um die kinder gekümmert hätten. können ja auch alleine spielen.
mehr fallt mir grad nicht ein.
ich stimme ansonsten bei der verhütung, dass kinder teuer sind und noch ein paar sachen zu. irgendwen wollte ich für eine gewisse kurzsichtigkeit und fehlendes verständnis für zusammenhänge kritisieren (für eine fruchtbare diskussion allerdings, wo beide seiten lernen), aber ich hab grad voll keine lust und keine zeit :p - und setzte daher auf pluralismus
ich persönlich muss sagen, so wie die dinge gerade (sozialpolitisch und wirtschaftlich) stehen, hab ich wirklich keine lust, mich zu reproduzieren.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.08.10 21:02.