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Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: JensH (IP-Adresse bekannt)
Datum: 07.07.2008 10:51

Hallo alle,

habe das zufällig gelesen, vielleicht kann man das als Diskussionsgrundlage nehmen:

[www.gegen-hartz.de]

Auszug:

Die Bundesregierung plant offenbar, Hartz IV durch Workfare zu ersetzen. Workfare heißt soviel wie: Sozialleistungen gegen Arbeit, d.h. nur wer arbeitet soll auch Sozialleistungen erhalten. Workfare ist insbesondere in den USA ein weit verbreitetes Modell, das aber auch dort auf Fördern und Fordern setzt. Im Gegensatz dazu favorisieren die Befürworter in Deutschland, zu denen u.a. der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium der Finanzen und das Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (ifo) gehören (ifo steht der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) nahe, das auf die Abschaffung der sog. sozialen Marktwirtschaft und die Schaffung eines reinen profitorientierten Kapitalismus hinwirkt), ein totalitäres Workfare-Modell.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.08 10:52.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 07.07.2008 11:55

Die Lösung der Probleme über Workfare zu suchen ist eine Milchmädchenrechnung. Workfare, das bedeutet aus Steuergeldern subventionierte Arbeitslosigkeit. Denn diese Art der Beschäftigung wird, wie zum Beispiel die Ein-Euro-Jobs öffentlich gefördert. Gerade dieses Beispiel zeigt, wohin eine solche Entwicklung volkswirtschaftlich führt.

In einem Bericht vom 29.04.08 an den Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages teilte der Bundesrechnungshof die Ergebnisse mehrerer Schwerpunktprüfungen in den Bereichen Berlin, Hannover, Köln, München und Stuttgart im Jahre 2007 mit. Geprüft wurde, ob sich seit der Einführung von Hartz IV die Maßnahmen der Integrationstätigkeit und der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente wesentlich verbessert hat.

Das Ergebnis ist vernichtend:

„Die Qualität der Vermittlungstätigkeit und des Fallmanagements überzeugte auch im dritten Jahr nach Inkrafttreten des SGB II nicht.“

Dabei wurde den Ein-Euro-Jobs besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

„Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (so genannte Mehraufwandsentschädigungsvariante, häufig auch als Ein-Euro- oder Zusatzjob bezeichnet) sind das am stärksten genutzte Eingliederungsinstrument. Allein Arbeitsgemeinschaften und Agenturen für Arbeit - in getrennten Trägermodellen - setzten hierfür im Jahr 2007 mehr als eine Milliarde Euro ihrer Eingliederungsmittel ein. „In welcher Höhe zugelassene kommunale Träger Mittel bereitstellten, konnte das Bundesministerium nicht verlässlich beziffern“, heißt es in dem Bericht. Da fragt man sich, wie hoch die Kosten wirklich waren.

Die weit überwiegende Zahl der geprüften Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung wurde vom Bundesrechnungshof beanstandet.

Bei zwei Drittel der geprüften Maßnahmen war mindestens eine Fördervoraussetzung nicht erfüllt. Bei acht von zehn beanstandeten Maßnahmen waren die Tätigkeiten nicht zusätzlich. Meist betrafen sie reguläre Aufgaben eines öffentlichen Trägers (z.B. Reinigungsarbeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden oder leichte Bürotätigkeiten in Verwaltungen). Auf diese Weise sollten normale Arbeitskräfte eingespart oder ein haushaltsbedingter Personalmangel ausgeglichen werden. Die gängige Praxis der Kommunen, so ihre maroden Haushalte zu sanieren, wurde scharf kritisiert.

Die Hälfte der geprüften Tätigkeiten stand nicht im öffentlichen Interesse. Ihr Nutzen kam nur einem stark eingeschränkten Personenkreis zugute (z.B. den Mitgliedern eines Segelvereins, bei dem eine Arbeitsgelegenheit zur Instandhaltung von Bootsmaterial und zur Vorbereitung von Regatten gefördert wurde).

Die Grundsicherungsstellen zahlten neben der Mehraufwandsentschädigung für die Hilfebedürftigen so genannte Maßnahmekostenpauschalen für Maßnahmeträger in nicht mehr zu vertretendem Umfang. In sechs von zehn Fällen zahlten sie als monatliche Pauschale mindestens 200 Euro je Teilnehmer, obwohl oftmals keine nennenswerten Aufwendungen des Trägers erkennbar waren. So leistete eine Grundsicherungsstelle der städtischen Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft eine monatliche Trägerpauschale von 360 Euro je Teilnehmer für die „notwendige" Anleitung bei der Reinigung von öffentlichen Gehwegen und Parkflächen. Sehr häufig lag der Maßnahmekostenpauschale eine lückenhafte Kostenkalkulation des Trägers zugrunde, in der nur einzelne Kostenpositionen beziffert waren.

Aus Sicht des Bundesrechnungshofes blieben drei von vier der Arbeitsgelegenheiten für die Hilfebedürftigen weitgehend wirkungslos, da keine messbaren Fortschritte bei der Eingliederung in Arbeit zu erkennen waren. Oft nahmen die Hilfebedürftigen nach Beendigung der Arbeitsgelegenheit an weiteren gleichartigen Maßnahmen teil. Häufig war es sogar derselbe Träger. Eine grundlegende Verbesserung der Integrationsaussichten konnte nicht festgestellt werden.

Es werden unglaubliche Summen an Steuermitteln verschwendet werden, Milliarden sogar, für Maßnahmen, die zu keiner Verbesserung der Situation führen, sondern nur einer Maßnahmen-Industrie zugute kommen, die keinen Beitrag zur Steigerung des Bruttosozialproduktes leistet. Die schrumpfende Mittelschicht in diesem Lande kann es sich auf Dauer nicht leisten, die Arbeitslosigkeit auf diese Weise zu subventionieren, anstatt die Arbeit, von der die Menschen leben können, zu fördern.

Denn die betroffenen Menschen leisten auch keine Sozialversicherungsbeiträge, wenn sie in solchen Maßnahmen verbleiben. In vielen Fällen ist auch bei jungen Menschen schon jetzt zu erkennen, dass sie ihr Leben lang in der Abhängikeit des Staates verbleiben werden und auch die Rentenkassen leerbleiben.

Es gibt Arbeit genug im öffentlichen Bereich und mehr als eine Kalkulation, die darlegt, dass reale öffentliche Beschäftigung eher weniger kostet als das, was gerade passiert.

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.08 18:54.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: martin (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 06:17

> dass sie ihr Leben lang in der Abhängikeit des Staates verbleiben werden und auch die Rentenkassen leerbleiben.

Und so einem "Abhängigen" wird schnell klar, wo er bei der Wahl sein Kreuzchen machen muss (damit die Almosen weiter fliessen)
So erhält man sich die Wählerschaft.......

Armes Land......
Hat sich völlig auf Resteverteilung konzentriert.

Wo sind die Ideen, die Initiative, um Neues zu schaffen?

LG
Martin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.07.08 06:31.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: schattengruen (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 21:00

JensH schrieb:
> Hallo alle,



> habe das zufällig gelesen, vielleicht kann man das als
> Diskussionsgrundlage nehmen:



> [www.gegen-hartz.de]
> p



> Auszug:



> Die Bundesregierung plant offenbar, Hartz IV durch Workfare zu
> ersetzen. Workfare heißt soviel wie: Sozialleistungen gegen Arbeit,
> d.h. nur wer arbeitet soll auch Sozialleistungen erhalten. Workfare
> ist insbesondere in den USA ein weit verbreitetes Modell, das aber
> auch dort auf Fördern und Fordern setzt. Im Gegensatz dazu
> favorisieren die Befürworter in Deutschland, zu denen u.a. der
> Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium der Finanzen und das
> Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (ifo) gehören (ifo steht der
> Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) nahe, das auf die
> Abschaffung der sog. sozialen Marktwirtschaft und die Schaffung eines
> reinen profitorientierten Kapitalismus hinwirkt), ein totalitäres
> Workfare-Modell.


Das ist doch nur ein neuer Versuch, Menschen, die Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen (müssen), als arbeitsunwillig darzustellen.

Denn es wird ja wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass jeder Empfänger voll arbeitsfähig ist.
Dem ist aber eben nicht so. Und auch dem Argument, dann würden diese Menschen ja wieder Sozialhilfe beziehen, liegt einfach nur profunde Unkenntnis der Verwaltungslage zu grunde.

Da werden einfach nur noch neue Abhängigkeiten geschaffen, damit sich jeder eben noch ein bisschen mehr ausziehen muss, um darzulegen, warum er eben nicht 8 Stunden täglich oder eben nicht das machen kann- bis die Schwächeren, die nicht so gut argumentieren oder durchhalten können, eben aufgeben- und damit ist die Statistik wieder schön.>:-(

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: JensH (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 21:13

Ich denke, wenn das so weiterläuft, tendierend hin zu amerikanischen Verhältnissen, haben wir bald wie in Amerika Slums.

Und vor allem dass alles auf ein großes kapitalistisches System hinausläuft, dahingehend ist den letzten Jahren genug getan worden, wie ich empfinde.

Aber irgendwann muss das Fass doch mal überlaufen? Wo bleibt der "Mensch" dabei?

Ich kenne soviele Menschen die für paar hunder Euro arbeiten, und dann noch behandelt werden und viel mehr können.

Ich finds nur noch traurig.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.07.08 21:20.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 21:19

Genau dahin geht es. McKinsey tut sein Bestes.

Noch versucht die Mittelschicht, oder das, was übrig ist von ihr, sich abzugrenzen und die Augen zuzumachen.

Aber wer, bitte, soll das alles in zehn, zwanzig Jahren noch bezahlen?

Die Lehrer mit den Zeitverträgen, die bei Beginn der Sommerferien selber "in HartzIV" gehen, zum Beispiel?

Lehrer als Saisonarbeiter

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.07.08 21:23.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 21:27

Zitat:
Martin
Und so einem "Abhängigen" wird schnell klar, wo er bei der Wahl sein Kreuzchen machen muss (damit die Almosen weiter fliessen)
So erhält man sich die Wählerschaft.......

Oder auch nicht. "Hartzer" wählen meist "Die Linke". Und die anderen Parteien wundern sich......

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Lehrling (IP-Adresse bekannt)
Datum: 08.07.2008 23:58

Lehrer als Saisonarbeiter
Das ist doch eine tolle Idee für die Bundestagsabgeordneten, und für die Europaabgeordneten sollte man das auch einführen.
Abgeordnete auf Abruf, und sie werden nur für die Stunden bezahlt, die sie direkt vor Ort sind ( damit sie wieder mit den Verhältnissen im Volk vertraut werden).

liebe Grüße
Christa

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: JensH (IP-Adresse bekannt)
Datum: 09.07.2008 02:09

Lehrling schrieb:
> > Lehrer als Saisonarbeiter



> Das ist doch eine tolle Idee für die Bundestagsabgeordneten, und für
> die Europaabgeordneten sollte man das auch einführen.
> Abgeordnete auf Abruf, und sie werden nur für die Stunden bezahlt, die
> sie direkt vor Ort sind ( damit sie wieder mit den Verhältnissen im
> Volk vertraut werden).



> liebe Grüße
> Christa

Guter Vorschlag smiling smiley Vielleicht sollte man denen das mal schreiben und allen ernstes vorschlagen.

Ist zwar nicht die beste Qualität, aber da sieht man was die Lehrer alles aushalten und mitmachen:

[www.clipfish.de]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.08 02:10.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Geizhals (IP-Adresse bekannt)
Datum: 09.07.2008 12:36

Sozialleistungen gegen Arbeit, d.h. nur wer arbeitet soll auch Sozialleistungen erhaltenthumbs up

Endlich einmal ein wahres Wort - denn zuviele Menschen (zumindest hier in Ö) nutzen da Sozialsystem restlos aus. Warum arbeiten, wenn ich doch mehr bekomme, wenn ich nicht arbeiten gehen - brauch doch nur die Hand aufzuhalten und Väterchen Staat gibt und gibt und gibt.

nur einen Haken hat das ganze. Ist wirklich soviel Arbeit vorhanden? Oder sind bereits zu viele menschen vorhanden?

Große Überlegung: Wie lange gibt es eigentlich Sozialleistungen schon? Seit dem 2. Weltkrieg oder schon früher?
Wenn es nicht ohne geht, wie konnte die Menschheit dann übeleben?
Von Neandertalern mit Arbeitslosengeld hab ich noch nie was gehört?
Aber auch damals war schon die Devise: WEr nichts tut hat nichts!Also wer nicht arbeitet (was immer man darunter versteht) der bekommt auch keine Sozialleistung.

Um gleich vorweg zu nehmen: Ich bin auch zu hause und arbeite nichts (bin aber nicht als arbeitslso gemeldet weil mein Mann verdient) aber ich mach etwas aus dem was mir zu Verfügung steht und versorge mich und meine Familie größtenteils selbst.

Lg geizhals

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 13:44

Über die Situation in Österreich kann ich nicht viel sagen. Aber ich vergleiche zunächst einmal die Zahlen. In Österreich gibt es derzeit laut Wikipedia 8.340.924 Einwohner (2.Quartal 2008). Insgesamt sind davon laut www.wissenswertes.at derzeit 184.810 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet.

Deutschland hat ungefähr zehn mal so viele Einwohner wie Österreich, davon sind inzwischen ca. zehn Prozent von ALG II, Sozialgeld oder ( unter einer Million) ALG I abhängig. Im Vergleich wäre das fast die gesamte Bevölkerung von Österreich.

Jeden Monat veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg ihre Arbeitslosenstatistik. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Statistik ( immer noch, und dabei war ein „Statistik-Skandal“ der Auslöser der sogenannten Reformen) die am unverfrorensten gefälschte in ganz Deutschland ist. Dabei ist es schon richtig, dass auch im Mai die Zahl der statistisch erfassten Arbeitslosen weiter abgesunken ist. Die Betonung liegt auf statistisch erfasst, denn aussagekräftiger wäre die Zahl der Arbeitslosen, die statistisch nicht als arbeitslos gezählt werden.

Kaum Zahlen gibt es jedoch bezüglich der Frage, wie viele Personen es sich denn nun tatsächlich in „der sozialen Hängematte“ gemütlich machen. Immer wieder wettern Politiker gegen den angeblichen Leistungsmissbrauch. Nur einmal aber hat die Bundesagentur für Arbeit dazu Zahlen veröffentlicht.

Ein automatisierter Datenabgleich von 3,2 Millionen Datensätzen im Oktober 2005 ergab knapp 60.000 Fälle von nicht angegebenen Einkommen (1,9 Prozent).

Dabei wurden auch die Fälle erfasst, in denen ein Einkommen erzielt, aber nicht rechtzeitig oder aus Unkenntnis nicht angegeben oder doch angegeben worden war, aber im Chaos der Behörde unter den Tisch gefallen war. Nur in 22.900 Fällen bestand der Verdacht einer Ordnungswidrigkeit oder einer Straftat aufgrund falscher Angaben. Nur in 4.200 Fällen wurde der Anspruch auf ALG II gestrichen. Bezogen auf die Zahl von 3,2 Millionen Datensätzen ist das wirklich ein "ganz immenser Missbrauch".

Arbeit gibt es im öffentlichen und im sozialen Bereich in Deutschland mehr als genug. Die Kommunen nutzen die Situation schamlos aus. Sie sanieren nämlich mit Hilfe von Ein-Euro-Kräften ihre Haushalte. Von Zusätzlichkeit also keine Rede. Dies wurde in diesem Frühjahr vom Bundesrechnungshof scharf kritisiert.

Zu Deinen weiteren Überlegungen schreibe ich später noch etwas.

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Nadine75 (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 15:00

Zitat:
Um gleich vorweg zu nehmen: Ich bin auch zu hause und arbeite nichts (bin aber nicht als arbeitslso gemeldet weil mein Mann verdient) aber ich mach etwas aus dem was mir zu Verfügung steht und versorge mich und meine Familie größtenteils selbst.



Gut, dann suchen wir uns einen Mann der dann arbeitet.
Im Grunde genommen machst du das gleiche wie andere auch.
Zwar nicht auf stastlicher Basis, aber doch auf privater.
Ist das denn besser ?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.07.08 15:01.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Geizhals (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 15:39

Ich weiß, ich bin altmodisch, nur wenn alle so wären, dann gäbe es genug Arbeit für alle.

Richtig, das würde dann heikßen "Frauen zurück an den Herd"!
Okay, okay - jetzt werde ich wahrscheinlich gleich gelyncht.
Aber das war Jahrhunderte so: die Frau war zuständig für Haus, Hof und Kinder und der Mann fürs Geldverdienen. Okay, man müsste dann vielleicht die Hausarbeit mehr respektieren und sie als Arbeit ansehen.

Und eine Vorteil hat meine Ansicht von "Frauen zurück an den Herd!" auch noch.
Unsere Nachkommen - sprich Kinder - würden endlich wieder einmal ordentlich erzogen werden.
Habt ihr eigentlich eine Ahnung was für "Gfraster" in unseren Schulen sitzen. Von Kindergärten ganz abgesehen ( das kann ich aus eigener Erfahrung beurteilen, bin selbst ausgebildete Kindergartenpädagogin mit jahrelanger Berufserfahrung).
Und da, meine Lieben, können wir es NICHT NUR auf die wachsende Ausländerzahl schieben.

Wäre ein Elternteil (von mir aus auch der Mann - wenn dafür die Frau arbeiten geht) ständig zu Hause, wenn die Kinder von der Schule, Sport,... nach Hause kämen, dann würden diese nicht sofort vor der Glotze oder der KOnsole hängen.
Ich glaube die Lehrer würden es mir danken, dann wären nämlich endlich wieder einmal die Hausübungen in Ordnung.

Aber was soll´s, wir haben doch Horte, Erziehungseinrichtungen (ausserhalb von Schule und Kindergarten) und Nachmittagsbetreuung.
Da schicken wir dann unsere Kinder hin.
Entschuldigt mal, aber sind wir nicht mehr fähig dazu unsere Kinder in ihrer Freizeit selbst zu beaufsichtigen, zu betreuen und zu erziehen?
Oje, dann fehlt´s bei uns wirklich schon weit!

VERZEIHUNG ABER DANN IST WOHL DIE ERSTE FRAGE DIE WIR UNS STELLEN SOLLTEN: WAS IST UNS WICHTIGER - KINDER ODER KARRIERE UND FREIZEIT!!!

lg geizhals

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Lehrling (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 17:49

Nach den neuen Scheidungsgesetzen bleibt Frau gar nichts anderes übrig, als arbeiten zu gehen, damit sie im Falle der Scheidung nicht ganz von unten anfangen muß.Damit hat die BRD Deutschland jetzt die Kindererziehung in die öffentlichen Einríchtungen übernommen. Das gab's doch schon mal confused smiley????

liebe Grüße
Lehrling

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Nadine75 (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 18:37

Die Erziehung hängt nicht davon ab, ob Mama daheim ist oder nicht.
Davor kann sich manche auch drücken, wenn sie den ganzen Tag daheim ist. Lümmelnd auf der Couch und stöhnend über nervige Kinder die daheim sind wegen der Ferien. Nicht fähig was zu tun oder zu spielen mit ihnen, da zu nervig. Habe ich echt erlebt und gehört kürzlich. Arm..ich dachte schon ich bin im Fernsehen. Aber es war echt..
Andernfalls kann es Kindern super gehen, wenn Mama arbeitet.
Geht es der Mutter gut und ausgeglichen, gehts den Kindern auch gut.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Geizhals (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 19:27

HIhi, wenn Mama nicht da ist, geht´s den Kinder immer gut!
WEiß ich aus Erfahrung - war schließlich selbst auch einmal Kind!
Dann hat man nämlich sturmfreie Bude und kann tun und lassen was man will!

lg Geizhals

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: schattengruen (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 19:52

nachdem ich mich erst mal gepflegt übergeben habe....

stimme ich erst mal Nadine voll und in allem zu.

@Geizhals Da stellt sich doch immer die eine Frage in Deinem schönen Weltbild: was machen wir mit denen, die keiner will, bzw mit denen, die keinen wollen?


Meine Güte, entschuldigt mich, ich glaub, ich hab mir einen ganz fiesen Virus von rechts eingefangen...gulp

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Schattengarten (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 20:14

Nee, so´n bischen muss ich Geizhals recht geben...
Ich erlebe das gerade im Freundeskreis. Die Mama muss wegen Scheidung arbeiten und die Kinder in die Ganztagsschule geben.
Der "große" ist von einem Gymnasium-Anwärter jetzt allenfalls noch Anwärter für die Realschule. Wenn überhaupt. Mein Sohni, eine Klasse unter ihm, hat ihn in Längen überholt, und ist KEIN Genie.

Ich denke, dass es auch davon abhängt, wieviel die Mutter arbeitet.
Mein Limit wäre so 1-2x die Woche abgeben /Ganztagsschule. Davon hätten (bei uns) alle was.

Ich stimme aber auch Nadine75 voll zu, geht´s der Mutter gut, dann geht´s den Kids auch gut.
Aber da hat wohl jede Familie ihre (eigenen) Grenzen, in denen es für alle ein Vorteil ist, und ab wann es umkippt...

Ich glaube, das kann man einfach nicht verallgemeinen. Jede Mutter, und auch jedes Kind ist anders, bzw. hat einen anderen Betreuungsbedarf.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Nadine75 (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 20:19

Geizhals hihihi.. jo das auch smiling smiley
Ich meine halt das Verhältnis.
Als ich in der Kita arbeitete, machte ich mir Gedanken um Kinder die den ganzen Tag da sind.
Eine Erzieherin dort sagte mir, es kann noch ganz viel passieren an dem Tag.Vielleicht sogar mehr, als wenn Mama immer da ist, da strukturierter.

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Nadine75 (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 20:21

Ja Schsttengarten.. es ist in jedem Fall auch richtig was Geizhals schreibt..
Es kommt da mMn auf den Menschen an und was er draus macht.
Es hat alles auch so seine Funktion gehabt und sein Gutes.
Früher wie heute. smiling smiley

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 21:34

Sicher kann man unterschiedliche Meinungen haben, ob es für Kinder besser ist, wenn Mama zuhause bleibt oder nicht. Für Hartz IV - Empfängerinnen ist diese Diskussion jedoch müßig. Denn sie haben keine Wahl.

Hartz IV verändert auch die Rahmenbedingungen für die Berufstätigkeit von Frauen in Deutschland.

Zunächst erscheinen die Regelungen des SGB II ( das ist das Gesetz zu Hartz IV) streng geschlechtsneutral, jedoch verfolgt das SGB II im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration ein ‚geschlechtsneutrales’ Leitbild, wonach grundsätzlich alle erwerbsfähigen Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft ihre Arbeitskraft einsetzen müssen, um die Leistungsansprüche zu verringern.

Damit müssen auch solche auf Grundsicherungsleistungen angewiesene Frauen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, die bislang als Nichterwerbstätige weder arbeitslos gemeldet waren noch auf andere Weise Arbeit suchten ( zum Beispiel nicht arbeitende Ehefrauen mit Kindern). Während unsere Gesetze in einem bestimmten Einkommensbereich das männliche Alleinernährermodell stärken, verbieten sie seine Fortsetzung für den Fall, dass Paare Grundsicherungsleistungen beziehen müssen.

Im Grundgesetz heißt es:“ Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“ Dieses Grundrecht ist im Vorschulalter nicht durch eine gesetzliche Kindergartenpflicht bzw. Betreuungspflicht durch Tagesmütter eingeschränkt. Im SGB II wird denn auch wohlweislich darauf verzichtet, Kürzungen anzudrohen, wenn jemand ein Angebot an Kinderbetreuung nicht annimmt. Die Behörde versucht jedoch oft, auch Betroffene mit Kleinkindern indirekt eine Betreuungspflicht aufzuzwingen. Die Behörde fordert dann Betroffene auf, Dritte zu fragen, also Großmutter, Eltern, Freunde, Bekannte usw., ob sie die Betreuung sicherstellen. Der Sachbearbeiter könnte auch verlangen, die Suche nach einem Kindergartenplatz nachweisen. Die Betreuung minderjähriger oder behinderter Kinder fällt unter die Leistungen für die Eingliederung in das Erwerbsleben. Wenn ein Sachbearbeiter es zu zur Pflicht macht, eine Kinderbetreuung zu organisieren, damit man arbeiten gehen kann, und man sich weigert, diese Vereinbarung zu unterschreiben oder umzusetzen, könnte die Arge auf diesem Umweg die Leistungen um 30% kürzen, weil man eine Eingliederungsvereinbarung nicht unterschreibt.

Und das kann in Einzelfällen, derer es übrigens viele gibt, zu unsäglichen Belastungen führen. Gerade in den letzten Wochen hatten wir mit dem Fall einer alleinerziehenden Mutter von drei Kindern, zwei davon behindert, zu tun, die die Behörde unbedingt in eine Maßnahme zwingen wollte. Erst das massive Einschreiten des Jugendamtes hat dem ein Ende gesetzt.

Wenn Du, liebe Geizhals, in Deutschland leben würdest und Dein Mann in die unglückliche Situation käme, seine Arbeit zu verlieren, wärest auch Du sofort betroffen und keiner würde Dich fragen, ob Du lieber Deine Kinder erziehen möchtest oder nicht. Und das kann in Deutschland schnell gehen. Denn die Ursachen der Arbeitslosigkeit sind selten individuelle.

Eine Studie der Universität Augsburg vom Dezember 2007 gibt darüber Auskunft. Ein befristeter Arbeitsvertrag, der nicht verlängert wurde, wurde als häufigster Grund für den Arbeitsplatzverlust angegeben. An zweiter Stelle wurde der betriebsbedingte Personalabbau genannt, der dritthäufigste Grund war der Konkurs des vorherigen Arbeitgebers.

Nach einem, im günstigsten Fall eineinhalb Jahren ist Hartz IV angesagt.

Und für die Kinder Tagesmutter oder Kita.

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.07.08 21:37.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: schattengruen (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 22:21

Geizhals schrieb:
> Ich weiß, ich bin altmodisch, nur wenn alle so wären, dann gäbe es
> genug Arbeit für alle.



> Richtig, das würde dann heikßen "Frauen zurück an den Herd"!
> Okay, okay - jetzt werde ich wahrscheinlich gleich gelyncht.
> Aber das war Jahrhunderte so: die Frau war zuständig für Haus, Hof
> und Kinder und der Mann fürs Geldverdienen. Okay, man müsste dann
> vielleicht die Hausarbeit mehr respektieren und sie als Arbeit
> ansehen.



> Und eine Vorteil hat meine Ansicht von "Frauen zurück an den Herd!"
> auch noch.
> Unsere Nachkommen - sprich Kinder - würden endlich wieder einmal
> ordentlich erzogen werden.
> Habt ihr eigentlich eine Ahnung was für "Gfraster" in unseren Schulen
> sitzen. Von Kindergärten ganz abgesehen ( das kann ich aus eigener
> Erfahrung beurteilen, bin selbst ausgebildete Kindergartenpädagogin
> mit jahrelanger Berufserfahrung).
> Und da, meine Lieben, können wir es NICHT NUR auf die wachsende
> Ausländerzahl schieben.



> Wäre ein Elternteil (von mir aus auch der Mann - wenn dafür die Frau
> arbeiten geht) ständig zu Hause, wenn die Kinder von der Schule,
> Sport,... nach Hause kämen, dann würden diese nicht sofort vor der
> Glotze oder der KOnsole hängen.
> Ich glaube die Lehrer würden es mir danken, dann wären nämlich endlich
> wieder einmal die Hausübungen in Ordnung.



> Aber was soll´s, wir haben doch Horte, Erziehungseinrichtungen
> (ausserhalb von Schule und Kindergarten) und Nachmittagsbetreuung.
> Da schicken wir dann unsere Kinder hin.
> Entschuldigt mal, aber sind wir nicht mehr fähig dazu unsere Kinder in
> ihrer Freizeit selbst zu beaufsichtigen, zu betreuen und zu erziehen?
> Oje, dann fehlt´s bei uns wirklich schon weit!



> VERZEIHUNG ABER DANN IST WOHL DIE ERSTE FRAGE DIE WIR UNS STELLEN
> SOLLTEN: WAS IST UNS WICHTIGER - KINDER ODER KARRIERE UND FREIZEIT!!!



> lg geizhals

Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:
Ich finde es ja gut, wenn Frauen, die das wollen, sich um ihre Kinder kümmern können.
Nicht gut und zutreffend finde ich zum Beispiel die Aussage, die weniger selbstbetreuten Kinder hätten schlechtere Chancen in der Schule.
Das hängt doch sehr von der Schule und dem Engagement der Eltern (berufsunabhängig) da ab, oder?
Meine Patentochter ist ja auch grad mit nem Zeugnis nach Hause gekommen, und die Mammi arbeitet wg. fehlendem Ernährer auch- da ist wohl alles prima gelaufen, auch, weil es ein paar Bezugspersonen mehr gibt, die sich kümmern.

Also gibt es da genau 2 Dinge, die oben gesagt wurden, die mich, sorry,
absolut und total ankotzen. Ich kann es einfach nicht anders sagen. Bei mir ist das wirklich schon viel.

Naja, vielleicht sind es auch 3, weil erstens bin ich niemandes meine Liebe und zweitens mag ich nicht gerne angeschrien werden
(= Großbuchstaben).

Ich weiß, ich bin altmodisch, nur wenn alle so wären, dann gäbe es genug Arbeit für alle.
Was? Abhängig? Von einem Mann? Ich verkneife mir grad, zu fragen, wie denn Frauen genannt werden, die für Geld...

Aber das war Jahrhunderte so: die Frau war zuständig für Haus, Hof und Kinder und der Mann fürs Geldverdienen

Welche Jahrhunderte meinst Du und welche Gesellschaftsschicht- denn es gab schon immer freie Frauen, die ihren eigenen Handel betrieben oder ihren eigenen Besitz hatten.

Mich nervt absolut! dieses Mammi/Pappi/Kinder/Familie Dogma.

Manche wollen nicht, manche können nicht, bei manchen hat es nicht geklappt. Siehe oben: Was bleibt in diesem Versorgungsschema für die, die niemand will?
Kein Problem, glücklicherweis, heutzutage, solange da nicht ein selbstgerechtes Muttertier vorbeigestampft kommt.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Quirie (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.07.2008 22:49

Zitat:
Ich weiß, ich bin altmodisch, nur wenn alle so wären, dann gäbe es genug Arbeit für alle.
Was? Abhängig? Von einem Mann? Ich verkneife mir grad, zu fragen, wie denn Frauen genannt werden, die für Geld...

Aber das war Jahrhunderte so: die Frau war zuständig für Haus, Hof und Kinder und der Mann fürs Geldverdienen

Welche Jahrhunderte meinst Du und welche Gesellschaftsschicht- denn es gab schon immer freie Frauen, die ihren eigenen Handel betrieben oder ihren eigenen Besitz hatten.

Wenn die Frauen auf Arbeit verzichten und "ins Haus" zurückkehren würden, würde sich gar nichts ändern. Denn die Gründe der Arbeitslosigkeit liegen ja nicht darin, dass es zu wenig Arbeit gibt, sondern darin, dass bestimmte sogenannte "Wirtschaftseliten" diese zu Dumpingpreisen, am liebsten zum Nulltarif haben würden. Es lohnt sich ein Blick in die "Studien" von McKinsey zu diesem Thema.

Übrigens ist die nicht arbeitende Frau der früheren Jahrhunderte eine Illusion. Frauen haben immer gearbeitet, über die Jahrtausende. Als Sklavinnen, Mägde, Bäuerinnen, in guten Situationen auch als Unternehmerinnen oder Handwerkerinnen. "Arbeitsfreiheit" war dem Adel vorbehalten.

Die Mutter, die sich ganz um ihre Kinder kümmert, das ist ein Rollenbild ( und ein Lebensmodell), das erst im 19. Jahrhundert in dieser Form und Breite entstanden ist.

Und da komme ich auf Deine ersten Gedanken zurück, Geizhals.

Seit wann gibt es Sozialleistungen? Eigentlich schon seit der Antike, denn die Herren dieser Zeit waren ihren Sklaven gegenüber verpflichtet, sie zu ernähren und sie zu schützen. Wenn sie das nicht mehr wollten, haben sie sie "freigelassen".

Und so bedeutet der Begriff "Emanzipation" ( ex manu cipere = von der Hand lassen) auch genau den Verlust dieses Schutzes. Der Schutz ging verloren, aber die "Hand-und-Spann-Dienste" blieben bestehen.

Und was mit den Neandertalern passiert ist ohne Sozialleistungen? Sie hatten eine ziemlich hohe Sterberate, soviel man weiß. Allerdings auch keinen Staat, der sie am Arbeiten gehindert hat.

_________

LG Quirie

Man sollte gar nicht glauben, wie gut man auch ohne die Erfindungen des Jahres 2500 auskommen kann.

Kurt Tucholsky




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.07.08 23:34.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Lehrling (IP-Adresse bekannt)
Datum: 11.07.2008 00:57

Meiner Meinung nach ist durch die 400€ Jobs viel an Arbeitsplätzen verlorengegangen, weil da Ganztagsarbeitsplätze augeteilt wurden in viele kleine Rufbereitschaftsjobs.

und was ich immer noch nicht verstehe, ist:
wenn ich außer Haus gehe und Kinder erziehe, ist das lobenswerte Arbeit. Wenn ich daheim bleibe und meine Kinder erziehe, liege ich der Gesellschaft auf der Tasche?
Es gelingt Politik und Wirtschaft immer besser, die Gesellschaft gegeneinander auszuspielen.

Besser wäre es doch, Hausfrau als Beruf anzuerkennen und zumindest Rentenbeiträge dafür einzuzahlen.Ich bin Vollzeithausfrau, und ich kann mit Fug und Recht behaupten, daß einige junge Frauen in meiner Verwandtschaft nicht arbeiten könnten, wenn da nicht Hausfrauen wären, die die Sicherheit im Hintergrund bieten zur Versorgung der Kinder bei Krankheit, Unterrichtsausfällen oder plötzlicher Dienstplanänderung der Mutter.Seniorenbetreuung daheim? klar kann man dafür Pflegegeld beantragen, aber was dieser Antrag für einen alten Menschen und sein Selbstbewußtsein bedeutet... ich hab's miterlebt, wie daraufhin Stück für Stück der Lebensmut wich.Pflegegeld gab's nicht, weil da war keine Krankheit, da war nur Altersgebrechlichkeit!

und ich kann Geizhals auch ein Stück weit verstehen: ich kenne auch Leute, die haben 1 jahr gearbeitet, dann erstmal das eingezahlte Arbeitslosengeld selbst wieder aufgebraucht, dann wieder nen Job gesucht usw., und bei denen klappte das auch. andere suchen sich die Finger wund nach ner Arbeit!

je nach Erleben hat man eine andere Sichtweise, und jeder hat recht von seinem Platz aus. Wo finden wir den Stein der Weisen?

ratlos
Lehrling

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Diana (IP-Adresse bekannt)
Datum: 11.07.2008 08:34

In Deutschland wird jede 3. Ehe geschieden, in Großstädten jede zweite. Nach neuestem Recht gibt es so gut wie keinen Unterhalt mehr, ganz abgesehen davon, daß viele Männer sowieso zu wenig verdienen, um Unterhalt für die Kinder und die Exfrau zu zahlen. Junge Frauen werden auch keine Witwenrente mehr bekommen.

Diese Frauen landen dann in Hartz IV und müssen jede Arbeit zu den miesesten Bedingungen und zu Hungerlöhnen aufnehmen. Das gleiche passiert, wenn der Mann stirbt. In meinem Umfeld: bei einem jungen Familienvater platzt eine Ader im Gehirn, er stirbt sofort. Die junge Frau mit Kleinkind und schwanger wäre ebenfalls in Hartz IV gelandet, wenn die Eltern nicht einigermaßen begütert gewesen wären.

Was die Mutter nicht ersetzen kann, sind die Spielkameraden. Es gibt inzwischen so wenig Kinder und so viel Verkehr, daß ungefährdetes Spielen mit anderen Kindern oft nur im Kindergarten oder im Hort möglich ist.

Eigentlich sollte man wissen, wie hart und aufopferungsvoll unsere Vorfahren für die Sozialversicherung gekämpft haben. Und wie das Leben davor war. Und wie es in den USA ist.

Hausfrau ist zudem ein dehnbarer Begriff. Da gibt es Frauen, die einen großen Garten haben, frisch kochen und konservieren, vieles im Haus und bezüglich der Kleidung selber machen und sich auch noch sozial oder kulturell engagieren. Sie tragen sehr viel zum Familieneinkommen und zur Lebensqualität bei, denn das wäre aus dem Einkommen des Mannes nicht zu bezahlen. Hausfrau heißen aber auch diejenigen, bei denen die Glotze den ganzen Tag läuft und die den Kindern irgendeinen Fertigfraß in die Microwelle schieben.

Und brauchen die Kinder eigentlich keine Väter?? Wollen wir zulassen, daß die Männer so lange und viel schuften, daß sie keine Zeit und Energie mehr für ihre Kinder aufbringen können?

Alles, was du besitzt, besitzt auch dich.

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: sierrrra (IP-Adresse bekannt)
Datum: 11.07.2008 09:06

Hallo Diana,

Zitat:
Diana
Und brauchen die Kinder eigentlich keine Väter?? Wollen wir zulassen, daß die Männer so lange und viel schuften, daß sie keine Zeit und Energie mehr für ihre Kinder aufbringen können?

Da mir meine Frau im Haushalt/Garten den Rücken freihält habe ich genug Zeit und Energie mich mit den Kindern zu befassen. Allerdings habe ich bedingt durch Schichtarbeit auch manchmal die Zeit dafür zur "richtigen Zeit".

Eigentlich liegt der Sakandal darin, dass ein Normalverdienst kaum ausreicht um über die Runden zu kommen und viele Frauen/Mütter mitarbeiten müssen um das Familieneinkommen erträglich zu machen.
Ich kenne viele Mütter die arbeiten müssen, da es vorne und hinten nicht reicht, die aber lieber weiter zu Hause geblieben wären.

Und wenn das Einkommen meiner Frau höher gewesen wäre als meines, wäre ich wahrschleinlich jetzt der Hausmann.
Wir finden es wichtig das sich jemand intensiver um die Kinder kümmert. Trotzdem haben wir den Kindergarten genutzt, aber nur um den Kindern soziale Kontakte zu Anderen zu ermöglichen, nicht als Verwahranstalt. Jetzt kommen meine Kinder in das Alter (9 Jahre) wo sie sich beginnen abzunabeln und die ständige Anwesenheit von uns beiden nicht mehr nötig und auch nicht mehr gewünscht ist. Jetzt kann man beginnen nochmal neu zu planen... Aber wie gesagt, bisher passt es bei uns finanziell..

Die Entscheidung wer zu Hause bleibt, ob überhaupt jemand zu Hause sollte individuell getroffen werden können. Es ist an der Politik/Gesellschaft die Voraussetzungen dafür zu schaffen...

Zurück zur der Workfare-Sache... Ich finde, das ehrenamtliche Tätigkeiten (wie zB. Elternräte, Fördervereine für Kitas und Schulen, Tätigkeit in Gewerkschaften, Beratung in Selbstilfe-Gruppen, Training in Sportvereinen) auch angerechnet werden sollten... Ich finde es absolut sinnlos die Menschen irgendwelche Frohnarbeit (Papier aufsammeln im Park für 1 €) machen zu lassen. Es ist wichtiger Erwerbslosen zu zeigen, das auch ihr Beitrag (ehrenamtlich) gewürdigt wird.

Ich hoffe ich hab' mich jetzt vertändlich ausgedrückt und keine Missverständnisse hervorgerufen...

Bis denne

Frank

--
Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. – Benjamin Franklin, 1759

Fighting for peace is like fucking for virginity

Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Geizhals (IP-Adresse bekannt)
Datum: 12.07.2008 14:08

@Geizhals Da stellt sich doch immer die eine Frage in Deinem schönen Weltbild: was machen wir mit denen, die keiner will, bzw mit denen, die keinen wollen?

Hat Schattengrue geschrieben.
Ich glaube, dass es da nicht darum geht, was mir mit denen machen die keiner will, oder mit denen, die keinen wollen?
Ich meine, die Leute heutzutage haben ganz andere Vortstellungen von Arbeit.
1) es muss immer ein Job sein der Spaß macht
2) es muss ein Job sein der genug Geld einbringt
3) es muss ein Job sein über den nicht gelästert wird (z. B. Straßenkehrer oder Klofrau(mann), also der Job darf nicht unterste Schublade sein. Damit will ich nicht sagen, dass diese Arbeiterschichte für MICH unterste Schublade sind

Aus Grund der 3 Punkte hat mein Vater meinen Schwager (der sich einen schönen Lenz zuhause macht) rausgeschmissen- übrigens sein eigener Vater auch.

Meiner Meinung nach, gibt es Arbeit genug - nur man darf sich von "mancher" Arbeit nicht zuviel erwarten.

Ich weiß auch nicht, woher du das hast Quirie, aber die Sklaven, die keiner mehr wollte oder um die sich keiner mehr kümmern wollte wurden nicht "freigelassen" - zumindest nicht in dem Sinn, wäre für die Sklaven wirklich schön gewesen, aber die wurden anders "feigelassen" oder sollte man sagen "erlöst"

Was die Emanzipation angeht - die gibt es schon lange, da habt ihr recht - soviel ich weiß seit den Kelten (vielleicht auch schon früher) aber diese Gleichberechtigung der Geschlechter hat ja die liebe Mutter Kirche abspenstig gemacht.
Und übrigens, war das damals auch so - wer nicht gearbeitet hat (z. B. nicht bei der Ernte, bei der Jagd,.. geholfen hat) und immer nur auf der faulen Haut gelegen hat, der hatte nichts - punktum!

Arbeit definiert sich nicht durch bezahlte Arbeit, auch Hausarbeit ist ARBEIT. Nur wird sie halt nicht honoriert. Es ist Arbeit seine Kinder zu erziehen, es ist Arbeit Tiere zu versorgen, es ist ARbeit die Familie mit allem nötigen zu versorgen.

Nur das eine Problem haben wir heute - und das sieht man bei der Teuerungswelle zur Zeit - jeder will sich immer alles leisten können. Wenn einer dies und das nicht hat, dann ist er nicht mehr "IN".

Z. B.: früher hat mein Schwiegervater eine STunde für einen liter Bezin arbeiten müssen.
Wir können uns so viel leisten, und wenn es dann ein "bisschen" teurer wird, und wir unseren Lebensstandard nicht mehr halten können, dann sind wir gleich die armen.

Ich weiß ich schwelge gerne in der Vergangenheit, aber wenn wir die "normalen" Zustände, Preise von - sagen wir mal den 70ern hätten - dann würden alle auf die Barrikaden gehen.

Aber heute ist es so, wenn nicht jede Familie mind. 2 Autos, 2 Urlaube (und damit nicht einmal im eigenen Land) im Jahr hat,... dann ist das schon Armut und man wird schief angeschaut.

Ich schätze einmal, wir müssen es wieder lernen mit weniger auszukommen - und auch unsere Kinder in diese Richtung erziehen - und da muss nicht erst ein neuer Weltkrieg kommen.

Ich habe scherzhaft zu meinem Mann gesagt (der sich auch liebend gerne darüber aufregt, dass Leute, die seiner Meinung nach zu wenig arbeit um solche Löhne zu bekommen (Politiker)) man könnte doch eines machen:

Alles Geld auf der Welt zusammenfangen und dann an alle Menschen gerecht aufteilen, egal ob er ein Hungernder in Afrika oder ein Milliardär in Russland wäre.
Was glaubt ihr, was er mir geantwortet hat.
"Ach, und was ist mit denen, die jahrelang gespart haben und die anderen haben die ganze Zeit nur ihr Geld verprasst!"

Wir müssen mit dieser einstellung aufhören - verdammt noch mal!
Dreht sich denn das ganze Leben nur ums Geld!
Ich weiß ja, Geld regiert die Welt - und der Verstand bleibt auf der Strecke!
Ich bin zwar nicht besonders christlich aber trotzdem weiß ich,d ass Gier und Neid zwei der Todsünden sind (da muss sich die Kirche an die eigenen Nase fassen)
Uns ist es immer nur wichtig, dass es uns gut geht, dass wir bloß nicht zu kurz kommen - nur dem anderen nichts vergönnen!

Ich erwarte wirklich nicht, dass ihr mich versteht (tut ihr auch bestimmt nicht) und wahrscheinlich kotz euch meine Einstellung auch an - schon möglich.
Aber immer dieses ich, ich, ich und immer nur mir soll´s gutgehen und ich brauche, und brauche und brauche, und ich bin der gscheitese und beste, davon habe ich die Nase voll - das KOTZT MICH an.
Ich kann´s nicht ändern.

Lg Geizhals

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Schattengarten (IP-Adresse bekannt)
Datum: 12.07.2008 14:34

Lehrling schrieb:
> Meiner Meinung nach ist durch die 400€ Jobs viel an Arbeitsplätzen
> verlorengegangen, weil da Ganztagsarbeitsplätze augeteilt wurden in
> viele kleine Rufbereitschaftsjobs.



Also während ich ja sonst so deiner Meinung bin, bei den 400€ Jobs nicht.
Dadurch, dass ich einen 400 Euro-Job hatte konnten wir ein Haus bauen, durch dass 1 Jahr lang durchschnittlich 7 Bauarbeiter Arbeit hatten. Ohne wär es nicht gegangen, bzw wär mir das zu unsicher gewesen.
Und es waren KEINE Schwarzarbeiter, falls das noch jemand einwenden möchte.
Gut, nicht jeder baut ein Haus mit dem Mini-Job, aber auch nicht jeder wird das Geld voll in den Konsum stecken - hoffe ich jedenfalls winking smiley

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Lehrling (IP-Adresse bekannt)
Datum: 12.07.2008 23:09

Hallo Schattengarten,
das Blöde an den 400€ Jobs ist ja, daß sie vielen kleinen Leuten, die eben diese Jobs machen, eine Hilfe waren, so wie Dir eben. Von der Wirtschaftsseite her sind aber viele Ganztagsjobs in 400€Jobs mit Rufbereitschaft aufgesplittet worden.Das scheint ja zunächst ganz akzeptabel, aber Rufbereitschaft für die Entlohnung erinnert mich auch ein wenig an Sklavendasein.
Andrerseits, hättest Du ohne die 400€ Möglichkeit möglicherweise trotzdem versucht, Teilzeit zu arbeiten und Geld für die Absicherung Eures Hausbaus zu verdienen? Ich vermute, ja.

liebe Grüße
Lehrling

Avatar Re: Hartz IV ersetzen durch Workfare
geschrieben von: Lehrling (IP-Adresse bekannt)
Datum: 12.07.2008 23:13

@Geizhals
ich glaube, die Meinungen liegen hier garnicht so weit auseinander, nur manchmal gibt es Mißverständnisse wegen einzelner Ausdrücke.

liebe Grüße
Lehrling



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.08 23:13.

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